Medizin-Geschichten

Die Heilpflanze des Monats August 2013
Kurioses, Bizarres, Interessantes

Folge 16: Großblütige Königskerze
(Verbascum densiflorum)

Am 15. August, zu Maria Himmelfahrt, wird die Königskerze gelesen. Diese bis zu zwei Meter hohe Pflanze mit den großen hellgelben Blüten ist eine alte Wetterpflanze, die es in diesem Jahr 2013 in Bayern zu besonderer Berühmtheit gebracht hat.
Bauern nannten die Königskerze auch Wetterkerze und nutzen sie zu Wetterorakeln. Alles am Blütenstand bedeutet etwas: wo am Stängel die Blüten sitzen, ob sie aufgeblüht sind, wohin sie schauen. Das bezieht sich natürlich immer nur  auf das lokale Wetter am Standort der Pflanze.

Diese alten Überlieferungen sind heutzutage meist vergessen. Doch der ehemalige Hüttenwirt Josef Haslinger aus Benediktbeuren in Oberbayern weiß die Königskerze noch zu lesen. Mit seinen Vorhersagen für den Winter 2012/2013 wurde er zu einer kleinen Berühmtheit. In Fernsehen und Zeitungen wurde über ihn berichtet – denn er lag genau richtig. Er hatte korrekt vorausgesagt, dass zu Weihnachten 2012 kein Schnee liegen wird, dass es aber Mitte Februar noch einmal kräftig schneien wird. Auch weiße Ostern hat er für 2013 prognostiziert, damit hatte er ebenfalls Recht.

In einem Zeitungsinterview vom Januar 2013 erklärte er das so: „Das sieht man am Blütenstand. Man muss schauen, wie sich die Blüten dort verteilen. Der Blütenkolben bildet sozusagen die ganze schneefähige Zeit ab. Am unteren Ende, das entspricht dem Spätherbst, ganz oben, da endet die schneefähige Zeit, in der Mitte liegt die Wintersonnenwende. Dort, wo die Königskerze kräftiger blüht, gibt es mehr Schnee.“ Haslinger hat von seinen Vorfahren gelernt, wie man anhand der Wetterkerze voraussagt, wann es schneien wird. Seine eigene Erfahrung hat ihn auch gelehrt, dass Königskerzen an einem Ort immer gleich blühen.

Das hört sich vielleicht alles ein bisschen zu sehr nach Magie oder Esoterik an. Kein Wunder, dass Haslinger oft von Skeptikern, darunter natürlich vielen studierten Meteorologen, angesprochen wird. „Die fragen: Wie machst du das? Das kann doch gar nicht sein.“ Er sei ja selbst überrascht von seinem Vorhersage-Erfolg, meint der alte Hüttenwirt. Aber: „Die Königskerze ist ein unwahrscheinlicher Sicherheitsfaktor.“ Vielleicht entdecken ja auch die Meteorologen die alten Naturweisheiten wieder. Und vielleicht gibt es in den Wetterstudios der Fernsehsender demnächst auch die Schneevorhersage à la Königskerze…

Quellen: BR3, Merkur-online.de,
Manfred Bocksch: „Das praktische Buch der Heilpflanzen“
(BLV-Verlag)

Ursula Armstrong | Redaktion | Sperberweg 2 | D-82152 Krailling | Telefon: +49 (0) 163 / 313 21 10 | e-mail: mail@uschi-armstrong.de | www.redaktion-armstrong.de

Der stattliche, kerzengerade Wuchs verleiht der Pflanze etwas Herrschaftliches – deshalb der Name „Königskerze“. Aber sie wurde früher auch wirklich als Kerze und Fackel benutzt.
Die Pflanze wurde in Pech und Harz getaucht und angezündet. Aus den wolligen Blättern drehte man Lampendochte, und der Flaum diente als Zunder.

Foto: Armstrong

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